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Neuraltherapie

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Was versteht man unter Neuraltherapie?

Die Neuraltherapie ist eine Methode der Schmerzdiagnostik und -Behandlung, bei der Lokalanästhetika (Medikamente zur lokalen Ausschaltung von Schmerz) in den Körper eingebracht werden, ohne dass das Bewusstsein beeinflusst wird.

 

Schon früh in der Geschichte der Menschheit wurden Kälte, Druck oder Zubereitungen bestimmter Pflanzen zur Behandlung von Schmerzen genutzt. Bereits 1499 wird die Coca-Pflanze vom spanischen Priester Thomas Ortiz als Narkosemittel erwähnt. Ab den 1880er Jahren gab es vermehrt Bestrebungen, kokainhaltige Injektionslösungen als Schmerzmedikation in der Nähe von Nerven zu verabreichen. 1892 wurde die Infiltrationsanästhesie vom deutschen Chirurgen Carl Ludwig Schleich vorgestellt. Es folgte die Weiterentwicklung zur Anwendung als Spinalanästhesie und Allgemeinanästhesie. Nach Analyse der Wirkmechanismen wurden die Medikamente stetig weiterentwickelt, nebenwirkungsärmer und damit sicherer in der Anwendung. Die Verwandtschaft der Medikamente mit Kokain erkennt man an der gleichbleibenden Endung „-cain“. Meilensteine der Entwicklung waren die Entwicklung des Novocains und später des Lidocains, welches die Oberflächenanästhesie aufgrund günstiger chemischer Stabilität, längerer Wirkungsdauer, schnellerem Wirkungseintritt sowie größerer Wirkstärke nachhaltig veränderte. 

 

Ab 1925 entwickelte Ferdinand Huneke eine neue Therapieform, die zur Neuraltherapie wurde. Er entdeckte zufällig, dass bei Medikamenten, die er lokal verabreichte, seit langem bestehende Schmerzen sofort und nachhaltig geheilt wurden. Es fiel im auf, dass nervale Reizzustände, wie Narben oder alte Verletzungen, als Störfelder wirken und Krankheiten sowie Beschwerden in ganz anderen Gebieten des Körpers auslösen und unterhalten können. 


Welche Arten von Neuraltherapie gibt es? 

Bei der Neuraltherapie werden Lokalanästhetika wie Procain, Lidocain, Mepivacain oder Bupivacain verwendet. Diese wirken auf Schmerzrezeptoren des Gewebes, auf periphere Nerven sowie die lokale Durchblutung; Wirkungen sind jedoch auch systemisch zu verzeichnen: Durch den Wegfall von Schmerzreizen kann die Aktivierung des sympathischen Nervensystems (zuständig für Kampf und Flucht) gemindert werden. 

 

Die Neuraltherapie gliedert sich in die Lokal-Therapie, Segment-Therapie und Störfeld-Therapie.

 

Bei der Lokal-Therapie wird das Anästhetikum direkt die schmerzhafte Struktur infiltriert – dies können Triggerpunkte, schmerzhafte Bänder, Sehnenansätze, gereizte Knochenhaut oder auch Narben sein.

 

Im Körper gibt es eine reflektorische segmentale Zugehörigkeit von Haut, Muskeln und Organen. Die Segment-Therapie kann auf innere Organe regulierend wirken und Schmerzen und Verspannungen an Muskulatur und Gelenken lindern, die Durchblutung kann verbessert werden. Dafür wird das Lokalanästhetikum als Segment-Therapie am Rücken wirbelsäulennah unter die Haut gespritzt (sogenanntes Quaddeln), in Trigger-Punkte injiziert oder an Ganglien gespritzt. 

 

Bei Störfeldern handelt es sich um chronische Reizzustände aufgrund von Verletzungen oder Entzündungen. Diese Störfelder können andere – auch weit entfernte – Bewegungssegmente oder Organe stören. Beispiele können Mandeln, Nasennebenhöhlen oder Zahnwurzeln sein sowie Narben im Allgemeinen. Durch das Infiltrieren des Störfeldes werden unterschwellige Schmerz- und Stör-Reize unterbrochen und die Regeneration des symptomatischen Gebietes ist möglich. Insgesamt wird der Körper angeregt, seine Regulationsmechanismen zu aktivieren und die Heilung damit zu befördern.


Welche Beschwerden können neuraltherapeutisch behandelt werden?

Das Einsatzspektrum ist breit, da die Neuraltherapie ein regulierendes Verfahren ist. Mögliche Einsatzfelder sind Kopfschmerzformen wie Migräne, Neuralgien, chronische Nervenentzündungen, chronisch degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule, Schmerzzustände nach Verletzungen (Verstauchungen von Sehnen, Zerrung von Muskeln, chronischer Reiz-Zustand an der Knochenhaut) oder Heilungsstörungen nach Operationen wie z. B. bei dem chronischen komplexen regionalen Schmerzsyndrom. Außerdem sprechen Narben gut auf Neuraltherapie an. 


Haben Sie Fragen zur Neuraltherapie?

Bitte sprechen Sie uns an, wenn Sie Interesse an einer Behandlung mit Neuraltherapie haben. 

 

Falls die Behandlung für Sie in Frage kommt, führen wir ein ausführliches Anamnese-Gespräch durch, gefolgt von einer Aufklärung über mögliche Wirkungen und Nebenwirkungen.

 

Literatur / weiterführende Information

  • Internationale medizinische Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke Regulationstherapie e.V. - Website: www.ignh.de
  • Fischer, L.: Neuraltherapie nach Huneke: Neurophysiologie, Injektionstechnik und Therapievorschläge. Stuttgart 2007 (3. Aufl.). Hippokrates-Verlag.
  • Fischer, L.: Pathophysiology of pain and neural therapy. Praxis (Bern 1994). 92(48):2051-9 (2003). Link zum Abstract